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Agrar- und Ernährungswende

Landwirtschaft in gesellschaftlicher Verantwortung

Wir wenden uns gegen das Verständnis von Landwirtschaft als Industrie und setzen uns ein für eine zukunftsfähige Agrar- und Ernährungswende. Deren Hauptgegner sind transnationale Agrarkonzerne, ihr oberstes Ziel ist nicht die Versorgung der Menschen und der Erhalt unserer Lebensgrundlagen, sondern die Maximierung ihrer Gewinne. 

Wir wollen eine Landwirtschaft, die wieder in Einklang mit Mensch und Natur gebracht wird und die in gesellschaftlicher Verantwortung handelt. Wir wollen keine Agrarsubventionen für Massentierhaltung, Tiertransporte und eine Verödung des Landes. Wir wollen die Lebensfähigkeit kleiner und mittlerer Betriebe stärken, die im Sinne einer solchen zukunftsfähigen Landwirtschaft handeln.

Wertschätzung für die Tätigkeit von LandwirtInnen 

Biologisch ausgerichtete Landwirtschaft erfordert Wissen und Fähigkeiten im Umgang mit Natur und Landwirtschaft sowie höheren menschlichen Arbeitseinsatz. Wir möchten, dass die notwendigen Umstellungen mit Maßnahmen unterstützt werden, die denjenigen, die für unsere Nahrung sorgen, ein existenzsicherndes Einkommen garantiert. 

Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen

In der Vergangenheit wurden Kleinflächen im Sinne einer effizienteren Bewirtschaftung zusammengelegt, Randbereiche in die Bearbeitung mit einbezogen und Wildkräuter sowie Schutzräume für Tiere weitestgehend ausgemerzt. Durch intensiven Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln wurden die Ackerflächen zwar pflegeleichter, jedoch gleichzeitig gesundheitsgefährdend für Mensch und Tier. 

Diese agrarpolitischen Fehler der Vergangenheit müssen umgehend korrigiert werden, die Konzepte dazu sind bekannt: Unkrautbeseitigung, Düngung, Fruchtfolge und Fruchtauswahl muss im Einklang mit Arten- und Naturschutz erfolgen.  Ackerrain, der einmal durch Hecken und Wildpflanzenbewuchs Lebensraum für Vögel, Insekten und Kleintiere war, muss wieder Bestandteil unserer Landschaft werden. Schädliche Pestiziden und Düngemittel müssen durch  biologisch unbedenkliche Mittel ersetzt werden. Wir setzen uns dafür ein, die Welt bis 2030 pestizidfrei zu machen. 

Regionale Ernährung und Abschaffung der Massentierhaltung

Die Region muss die Region ernähren. Das geht nur, wenn wir Nahrungsmittel nicht wie bisher exzessiv durch Verfütterung an sogenannte „Nutztiere“ verschwenden. Nur ein stark reduzierter Verzehr von Fleisch und Milchprodukten ermöglicht artgerechte Tierhaltung und verringert die Menge an Nitrat, das sich in Gülle befindet und das Grundwasser belastet. Massentierhaltung ist grausam und unwürdig für Mensch und Tier, daher wollen wir sie abschaffen. 

Weg vom reinen Konsumieren hin zum kooperativen Mitproduzieren

Zu  einer zukunftsfähigen Agrar- und Ernährungswende gehören Projekte der solidarischen Landwirtschaft, z.B. Hofläden und andere Arten der Direktvermarktung, urbane Gemeinschaftsgärten, „Essbare Städte“ mit Beeten auf öffentlichen Flächen, Tauschbörsen für freies Saatgut und vieles mehr.  Wir brauchen in allen Städten und Gemeinden Ernährungsräte, die sich für eine Re-Lokalisierung und Demokratisierung unserer Essensversorgung einsetzen. 

Initiativen zur städtischen Bepflanzung in Gemeinschaftsprojekten ermöglichen nicht nur kleine Beiträge zur Lebensmittelerzeugung. Sie fördern auch das Verständnis für Landwirtinnen und Landwirte sowie die  Komplexität und die Anstrengung hinter einer ökologischen Agrarwirtschaft. Weiterhin wird der soziale Zusammenhalt im Stadtteil gestärkt. Darum möchten wir, dass gemeinschaftliche städtische Anbauinitiativen bei der Stadtentwicklung verstärkt berücksichtigt werden. 

Menschen müssen sich „bio“ leisten können

Es darf nicht sein, dass Produkte mit hohem Naturverbrauch billiger sind als naturbelassene und biologisch erzeugt Lebensmittel. Produkte mit dem geringeren ökologischen Fußabdruck müssen die Günstigeren sein. Dazu benötigen wir sinnvolle Kennzeichnungspflichten, die es VerbraucherInnen erlauben, ökologisch und gesundheitlich wertvolle Lebensmittel zu erkennen und wertzuschätzen. 

Gesetz gegen Lebensmittelvernichtung

Der Vernichtung von Lebensmitteln muss ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben werden. Supermärkte und andere Lebensmittelvertreiber müssen dafür sorgen, dass essbare Lebensmittel nicht in der Tonne landen. Um dies zu erreichen müssenn bestehende  Initiativen gegen Lebensmittelvernichtung (z.B. „Fairteiler“, Too good to go“) gestärkt und gefördert werden. Zudem muss die Kriminalisierung von Menschen, die Lebensmittel aus Containern vor der Vernichtung retten, beendet werden.

Globales Recht auf Land- und Ernährungssouveränität

Unsere Nahrungsversorgung basiert auf der Ausbeutung von Ländern  und Menschen im globalen Süden. Unser Fleischkonsum ist mitverantwortlich für die Vernichtung von Regenwäldern und die Enteignung von indigenen Völkern. 

Wir müssen aufhören, den Menschen im globalen Süden unsere Vorstellung von effektivem Wirtschaften aufzudrängen, ihre Rohstoffe billig auszubeuten und sie mit sogenannter Entwicklungshilfe abzuspeisen. Wir wenden uns daher auch gegen die gegenwärtigen Freihandelsabkommen, die lediglich den Profiten des Nordens sowie der globalen Konzerne nützen. 

Bon vivir – ein gutes Leben für alle

Von vielen Völkern können wir lernen, wie ein gutes Leben im Einklang mit dem Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen möglich ist. Insbesondre matriarchal geprägte Gesellschaften pflegen nicht nur ein Leben im ökologischen Einklang mit der Mitwelt, sondern auch hinsichtlich ihrer sozialen Beziehungen. Ihr Leben richtet sich nicht nach der Akkumulation von Geld und Waren, sondern auf Ausgleich und sozialer Zufriedenheit aus.

Keine Spekulation auf NahrungsmittelDie Forschung für neue Samenvarianten darf nicht länger in den Händer der Pharma- und Agrarindustrie liegen. Deren wirtschafltiche Macht und ihre Patentierungen haben zu gravierenden Abhängigkeiten mit mitunter tödlichen Folgen für Bäuerinnen und Bauern weltweit geführt. Das Recht auf Nahrung darf keinen finanziellen Spekulationen untergeordnet werden. Gesunde und ausreichende Nahrung ist kein Privileg, sondern Menschenrecht. 

Land gehört in die Hände der lokalen Gemeinschaften

Da Frauen weltweit für die landwirtschaftliche Produktion tragend sind, muss ihre Stellung und ihr Zugang zu Land gestärkt werden. Zudem muss die Kontrolle über die regionalen Ressourcen in den Händen von bäuerlichen Gemeinschaften liegen. Dazu müssen regionale, sozial kontrollierbare Wirtschaftsräume geschaffen werden. Dort soll im Einklang mit der Natur und in demokratischer und selbstbestimmter Weise soviel produziert werden, wie es den Grundbedürfnissen der Menschen der Region unter Berücksichtigung  vorhandenen Voraussetzungen entspricht. Die Regionen sollen so weit wie möglich ihren Grundbedarf eigenständig decken können. Was darüber hinaus produziert wird, geht in den Austausch mit anderen Wirtschaftsräumen.

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